Dem grossen Ziel entgegen

Mit dem symbolischen Spatenstich hat die Stiftung allani Mitte November den Um- und Ausbau des ersten Kinderhospizes der Schweiz begonnen. Im kommenden Winter ziehen die ersten Kinder mit lebenslimitierenden Krankheiten und ihre Eltern in diesem Zuhause auf Zeit ein.

An der Riedbachstrasse 348 werden das bestehende Bauernhaus und das angrenzende Stöckli an die Bedürfnisse eines Kinderhospizes mit acht Pflegezimmern, vier separaten Elternzimmern, Therapie-, Aufenthalts- und Büroräumen, mit einer Gastronomieküche, zwei Essbereichen, einem behaglichen Wohnbereich und einem grossen Lagerraum unterhalb der bestehenden Garage angepasst.

Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Heinz Schöffler-Stiftung, die zusammen mit der Katholischen Kirche Region Bern im Sommer 2021 den Kauf der Liegenschaft ermöglicht hat, mit Nationalrätin Flavia Wasserfallen und Architekt Thomas Nissille hat das allani-Team den Baustart mit Schaufeln, Bagger und Helmen gefeiert.

«Die Eröffnung unseres Kinderhospizes rückt näher. Was wir vor sechs Jahren mit der Gründung des Vereins gestartet haben, nimmt nun immer konkretere Formen an. Wir freuen uns sehr auf diesen nächsten Meilenstein», fasst Susanne Peter, Präsidentin der Stiftung allani Kinderhospiz Bern, die Ge- fühlslage der Beteiligten zusammen.

In der Schweiz leben mehr als 5000 Kinder mit lebenslimitierenden Krankheiten ohne Aussicht auf Heilung. Während es in Europa über 300 Kinderhospize gibt – allein deren 20 in Deutschland –, fehlt in der Schweiz dieses Palliative-Care-Angebot. «Es gibt einen grossen Bedarf; es braucht die Stiftung allani, um diese Familien besser unterstützen zu können. Ich bin tief beeindruckt vom Fokus und dem jahrelangen Engagement der allani-Verantwortlichen», sagt Nationalrätin Flavia Wasserfallen. «Kinderhospize fallen leider politisch und gesetzlich durch alle Maschen. Es fehlt eine gesicherte Finanzierung auf Bundes- und kantonaler Ebene, was wir politisch lösen müssen.»

Der für den Umbau verantwortliche Architekt Thomas Nissille schätzt die Umbauzeit auf rund ein Jahr. «Beide Gebäude stehen unter Denkmalschutz, was die Planung und Umsetzung aufwendiger macht.» Heute verbringen Kinder mit lebenslimitierenden Erkrankungen viel Zeit und meist auch ihren letzten Lebensabschnitt in Spitälern. «Ihre Betreuung ist durch häufige Wechsel zwischen Spital und Zuhause geprägt», weiss Hans-Ulrich Bender, Oberarzt für Palliative Care an der Kinderklinik der Insel Gruppe.

Eine Betreuung zu Hause sei ein grosser Wunsch der Familien. Dem stehe aber ein geringes Mass an medizinischer Sicherheit gegenüber, was Angst und Unsicherheit auslösen könne. «Mit einem Kin- derhospiz schafft allani einen Ort, an dem sich medizinische Sicherheit und Geborgenheit in einem Zuhause auf Zeit die Hand reichen», unterstreicht Bender die Bedeutung. «Gleichzeitig werden Sterben und Trauer als Teil des Lebens akzeptiert und erhalten Raum und Würde.»

Das allani Kinderhospiz Bern wird Platz für acht Kinder und ihre Angehörigen bieten. «Wir rechnen mit bis zu 150 Familien, die jährlich zu uns kommen werden», sagt Susanne Peter. Sie verbringen im Riedbach einzelne Tage, längere Zeiträume oder ihre letzte Lebensphase. Der allani-Stiftungsrat rechnet mit Kosten von rund 5,9 Mio. Franken für den Um- und Ausbau der beiden Häuser sowie die Gestaltung der kinderfreundlichen Umgebung.

Geld, das die Stiftung zu 100 Prozent über Spenden akquiriert. Noch sind die Kosten nicht vollständig gedeckt, «doch wir sind zuversichtlich, dass wir dank grosszügigen Spenden von Stiftungen und Unternehmen sowie der riesigen Unterstützung aus der Bevölkerung die benötigten Mittel in den nächsten Monaten zusammen haben», sagt Susanne Peter. Auch Kiwanis unterstützt das erste Kinderhospiz der Schweiz massgeblich.

André Glauser, Geschäftsführer allani, & KF Lucas Huber