«Wir müssen engagiert, neugierig, weltoffen und hilfsbereit sein!»

Dem KC Schaffhausen ist es in den letzten Jahren sehr gut gelungen, engagierte Neumitglieder zu gewinnen. Was dabei vor allem wichtig ist, erzählt Matthias Wipf, Präsident der Aufnahme­ kommission. Qualität kommt für ihn vor Quantität.

Interview: KF Stefan Balduzzi

Das vollständige Interview ist am 27. August 2022 in den «Schaffhauser Nachrichten» erschienen.

Matthias, wie interessiert ist der KC Schaffhausen an Neumitgliedern – und was muss ein zukünftiger Kiwaner mitbringen?
Matthias Wipf: Drei Punkte sind uns vor allem wichtig: Wir wollen regelmässig neue Mitglieder aufnehmen, sodass wir – eine grosse Gefahr – nicht plötzlich eine «Jahrgangslücke» haben. Wir streben ausserdem eine gute Durchmischung an Beru-fen an, weil dies das ClubLeben eindeutig interessanter macht. Und schliesslich ist es uns wichtig, dass sich neue Mitglieder engagieren, sowohl in Clubchargen als auch für soziale Ziele. Dies ist ja ebenfalls ein ganz wesentlicher Punkt bei Serviceclubs. Kiwanis ist, was viele nicht wissen, weltweit die zweitgrösste Hilfsorganisation. Unser Motto lautet «Serving the children of the World».

Das erstaunt in der Tat. Was sind denn die wichtigsten Projekte?
Wipf: Unser soziales Flaggschiff ist ganz sicher der sogenannte ‹Kinder-Campus›, der unter der Ägide von KF Iwan Stössel steht. Iwan schafft es seit Jahren, ein hervorragendes Programm für Kinder und Jugendliche auf die Beine zu stellen mit Besichtigungen und kleinen Workshops. Grössere Projekte, die wir unterstützt haben, waren zudem die Wald-Kinderkrippe in Siblingen, wo wir auch regelmässig «hands on» tätig sind. Das dünkt mich ganz wichtig – und ist jeweils auch sehr lustig, Stichwort: Büro-Menschen versuchen sich als Handwerker (lacht).

Zurück zu den neuen Kandidaten. Wie geht Ihr bei der Suche konkret vor?
Wipf: Wir haben mit Roger Paillard, Matthias Baumgartner, Stefan Balduzzi und Daniel Homberger eine ganz tolle Aufnahmekommission, die ein grosses Netzwerk mitbringen und sehr engagiert sind. Zudem kommen auch Vorschläge aus dem Kreise der Mitglieder. Wir klären dann jeweils behutsam ab, ob jemand zu uns passen könnte. Dabei ist es uns viel wichtiger, dass ein Kandidat menschlich zu uns passt, als dass er einen «grossen Namen» hat – und dann entweder nie an die Meetings kommt oder aufgrund des globalen Arbeitsmarktes in wenigen Jahren wieder weg ist. Ganz grundsätzlich gilt für uns: Nicht Wachstum um jeden Preis, sondern Qualität vor Quantität!

Damit stehst du ja auch immer wieder im Clinch mit Kiwanis Schweiz.
Wipf: Ja, das stimmt (lacht). Es kann für mich nicht Ziel sein, möglichst schnell zu wachsen, neue Clubs zu gründen und sich in «beeindruckenden Mitgliederzahlen» zu sonnen. Was mir stattdessen wichtig ist, habe ich ja ausführlich dargelegt. Aber vielleicht sind wir in Schaffhausen auch etwas verwöhnt. Man muss halt stetig dranbleiben, dann ist guter Nachwuchs nicht so schwierig zu akquirieren. Wir haben, für mich wichtig, in den letzten Jahren übrigens auch die sogenannte Götti-Funktion verstärkt, das heisst neue Mitglieder sollen begleitet werden. Und es muss, wenn ich das so sagen darf, irgendwie auch eine Ehre sein, Kiwaner werden zu dürfen. Dies beginnt schon bei der Neuaufnahme, die nicht nur aus der Übergabe von Wimpel und Pin bestehen darf.

Wie würdest du den «typischen» Kiwaner beschreiben?
Wipf: Er ist engagiert, neugierig, weltoffen und hilfsbereit. Wichtig ist auch unsere «goldene Regel», die mir sehr gefällt: «Wir verhalten uns andern gegenüber immer so, wie wir es von den Mitmenschen auch uns gegenüber erwarten!» Ich bin überzeugt, dass ich jeden Kiwanis-Freund jederzeit anrufen könnte, wenn ich Probleme habe – und umgekehrt ist es ebenso. Das ist doch schön, wenn man das so sagen kann.

Du bist mit gut 30 Jahren sehr jung Mitglied des KC Schaffhausen geworden. Was «bringt» dir diese Mitgliedschaft?
Wipf: Auf die guten Gespräche, sowohl humorvolle als auch ernste und vertrauliche, möchte ich keinesfalls verzichten. Als Kiwanis-Freund ist man viel vertrauter als etwa als Vereinskollege in Sport oder Kultur. Und es ergeben sich auch Freundschaften fürs Leben! Nicht vergessen sollte man überdies die Funktion, die Kiwanis «im Alter» hat. Ich spreche da unter anderem von unserer Wandergruppe unter der Ägide von Hansueli Gräser, die jeden Monat eine tolle Wanderung macht und eine verschworene Gemeinschaft ist. Und auch wir Jüngeren sind jederzeit willkommen, dort schon mal «an der Pension zu schnuppern» (lacht).

Wo siehst du grundsätzlich noch Verbesserungspotenzial?
Wipf: Mich dünkt es schade, dass wir nicht vermehrt Interclub-Veranstaltungen haben. Nicht einmal mit unsern Patenclubs halten wir regelmässig Kontakt. Oder früher gab es auch gemeinsame Anlässe, zum Beispiel mit Rotariern oder Lions, sei es im Rahmen von Benefizaktionen oder auch bei Plauschmätchlis oder gemütlichem Zusammensitzen. Das würde ich mir wieder mehr wünschen! Aber da müssen wir uns wohl zuerst selbst an der Nase nehmen.