Der Governor hat das Wort
Kaum war die Deutschland-Convention vorüber und die letzten Redemanuskripte abgeheftet, da blinkt schon wieder eine Mail von unserem Chefredaktor auf: «Der Governor-Text fürs Magazin fehlt noch» Wie bitte? Ich habe doch gefühlt Seiten über Seiten für unsere Convention in der Ostschweiz geschrieben – was will er denn noch?
Also greife ich zum Telefon. Und tatsächlich: Ich hätte doch selbst erwähnt, dass ich noch einiges berichten wolle. Stimmt – manchmal ist die Zunge schneller als der Kopf.
Zu Besuch bei Freunden
Meine Besuchsreise durch unseren District – von Regionalsitzungen bis zu Divisionsanlässen – neigt sich dem Ende zu. Stand Mitte Mai gibt es nur noch eine Region und zwei Divisionen, bei denen die Terminfindung etwas knifflig ist. Für den Rest stehen die Daten, und so kann ich ein erstes Fazit ziehen: Ich bin tief beeindruckt von der hervorragenden Arbeit, die unsere Clubs für Kinder leisten.
Was mich allerdings nachdenklich stimmt: Vieles davon wird kaum in myKiwanis dokumentiert. Damit verschenken wir ein wichtiges Werkzeug – nicht nur zur Erfolgsmessung, sondern auch fürs externe und interne Marketing. Wie viele ehrenamtliche Stunden fliessen in unsere Projekte? Wie viel Geld spenden wir für Kinder in Not? Diese Zahlen sind nicht nur eindrücklich – sie erzählen unsere Geschichte. Eine Geschichte, die potenzielle Neumitglieder überzeugen kann, Teil unserer Bewegung zu werden.
Frischer Wind
Apropos Neumitglieder – das ist das Thema, das uns am meisten beschäftigt. Clubs leben von Erneuerung. Entsteht eine zu grosse Alterslücke zwischen Mitgliedern und potenziellen Interessierten, wird es schwierig. Mein Appell: Überdenkt eure Beitrittsregeln. Reisst unnötige Hürden nieder! Das wichtigste Kriterium bleibt das Clubklima. Wenn ich überlege, jemanden zu einem Schnupperbesuch einzuladen, frage ich mich: Passt diese Person zu uns? Würde sie sich wohlfühlen? Wenn ja, dann spreche ich die Einladung aus – ganz unverbindlich.
Auf District-Ebene befassen wir uns mit neuen Formen der Mitgliedschaft: Firmen-, Paar- oder projektbezogene Mitgliedschaften. Auch neue Clubmodelle stehen im Fokus. Der KC E-Space Mittelland macht es vor – digitale Formate erreichen ein neues, jüngeres Publikum. Ihr habt Ideen? Dann wendet euch an unseren District Chair Membership, Thomas Gübeli; er ist euer Mann für innovative Ansätze.
Verantwortung weitergeben
Ein Thema, das mir besonders am Herzen liegt, ist die Nachfolgeplanung. Jede Amtszeit beginnt mit der Frage: Wer kommt nach mir – und wie bereite ich sie oder ihn darauf vor? Mit steigendem Alter unserer Mitglieder sinkt oft die Bereitschaft, ein Amt zu übernehmen. Das ist verständlich – aber auch gefährlich.
Ich erinnere an ein Beispiel aus der Europa-Führung: Ein Kandidat für das Amt des Europa-Präsidenten ist bereits 70 Jahre alt. Bei Amtsantritt wäre er 73. Das ist respektabel – aber wie wirkt das auf Interessierte um die 50? Sind wir wirklich attraktiv für die nächste Generation von Führungspersonen? Unser Ziel muss sein, Verantwortung rechtzeitig zu übergeben – strukturiert, unterstützt und begleitet. Nur so nehmen wir Ängste und zeigen: Du bist nicht allein. Auf allen Ebenen müssen wir Vorbilder sein – dann gelingt es auch, unsere Ämter wieder flächendeckend zu besetzen.
Nächste Schritte
Wie geht es weiter mit der Idee eines permanenten District Secretary? Vor drei Jahren hatten wir einen Anlauf gestartet – leider ohne Erfolg. Die Aufgaben waren zu umfangreich, die Last zu gross für ein Ehrenamt. Also kehrten wir zurück zur altbewährten Lösung: Jeder Governor bringt seine eigene rechte Hand mit.
Das Problem dabei: Viele Aufgaben werden Jahr für Jahr neu erfunden. Das Rad dreht sich, aber das Wissen der Vorgänger geht verloren. Bei meinem Besuch der deutschen Convention habe ich dieses Thema angesprochen – und dort ein spannendes Modell kennengelernt: Eine Kiwanis-Geschäftsstelle mit einer 50-Prozent-Anstellung als zentrale Anlaufstelle für den gesamten District.
Könnte das auch bei uns funktionieren? Wir haben beschlossen, ein Aufgabenprofil zu erstellen und auf dieser Basis eine erste Kostenabschätzung zu machen. Wo Synergien möglich sind, werden wir sie nutzen. Es bleibt spannend – affaire à suivre.
Zum Schluss
Ich bin stolz auf das, was wir gemeinsam bewegen. Lasst uns weiterhin mutig denken, offen handeln und mit Herz gestalten – für Kinder, für unsere Gemeinschaft, für Kiwanis.
Wolfgang Brunner, Governor